LOUIS BAARE

Ein Industriemanager mit sozialem Engagement

Louis Baare wurde am 12. Juni 1821 in Minden/Weser geboren und war von Hause aus "Eisenbahnmann". Baare war im Alter von 24 Jahren als Angestellter zur Köln-Mindener Eisenbahn gekommen. Er galt als sehr tüchtig und stieg in der Eisenbahnverwaltung unverhältnismäßig schnell auf. So fiel er auch dem Verwaltungsrat der Köln-Mindener auf, dem zu dieser Zeit auch einige der größeren Gläubiger des Bochumer Vereins angehörten.

Im Bewusstsein der fruchtbaren, zukunftsträchtigen gegenseitigen Abhängigkeit von Stahl und Eisenbahn und mit erfahrenem Blick für unternehmerisches Talent erkannten sie in Baare "ihren" Mann. Louis Baare wurde einer der bedeutendsten Wirtschaftsführer und -politiker in Bochum und dem Ruhrgebiet und legte so den Grundstein für die bis heute ungebrochene Wirtschaftskraft dieser Region.

Er war von 1854 bis 1895 Direktor/Generaldirektor des Bochumer Vereins, bewährte sich als Stadtverordneter und später als preußischer Abgeordneter und Berater Bismarcks. Anlässlich seines 25-jährigen Stadtverordnetenjubiläums wurde Louis Baare im Jahre 1888 - als zweiter nach Bismarck - Ehrenbürger der Stadt Bochum. In der Begründung hieß es: "Die Fortschritte des großen Werkes (Bochumer Verein), an dessen Spitze er steht, sind innig verknüpft mit dem Gedeihen der Stadt."

Louis Baare war von 1872 bis 1897 Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Bochum. Unter seiner Präsidentschaft wurde im Jahre 1888 unsere Schule als "Kaufmännische Schule zu Bochum" gegründet. Er galt als gründlich, energisch, zielstrebig und fachkompetent. Franz Mariaux schildert ihn im "Gedenkwort zum 100jährigen Bestehen der Industrie- und Handelskammer zu Bochum" als einen Mann, der - mit ungewöhnlicher Begabung ausgestattet - die treibende Kraft war, wo immer er sich einsetzte, der die Probleme der Zeit aufgriff und Konflikte zu lösen verstand.

Außerdem machte sich Louis Baare mit seinem Entwurf zur Reichsunfallversicherung einen Namen. Es ist heute schwer zu beurteilen, ob die von Baare mitgetragenen sozialen Maßnahmen des Bochumer Vereins grundsätzlich einer humanitären Haltung und dem Wunsch entsprangen, die Lebensverhältnisse der Arbeiter zu verbessern, oder vielmehr wohlkalkuliert dazu eingesetzt wurden, die Loyalität, einen effektiveren Arbeitseinsatz und die Fügsamkeit der Belegschaft zu sichern.

1895 beendete Baare seine Arbeit beim Bochumer Verein. Die Stadt Bochum war mit dem Werk gewachsen, sie besaß inzwischen ein Wasserwerk, ein Gaswerk, ein Elektrizitätswerk, ein Schlachthaus, eine Badeanstalt, Telegraphen- und Fernsprecheinrichtungen, ein Waisenhaus, ein Epidemielazarett, ein Hospital für Altersschwache und ein Asyl für Obdachlose. Es verkehrten moderne Straßenbahnen und die Eisenbahn verband Bochum mit allen Enden des Deutschen Reiches.

Der "Geheime Commerzienrath Louis Baare" wurde 76 Jahre alt und in seinem Nachruf als "Nestor der deutschen Eisenindustrie" bezeichnet.

Quellen (in Auszügen):
Broschüre: "Louis Baare - sein Bochum und sein Bochumer Verein", herausgegeben vom Presse- und Informationsamt der Stadt Bochum, 1997.
Karl Heinz Klingner: "Wer ist Louis Baare?", ZAKS, Zeitung an kaufmännischen Schulen, September 1998, S. 5