Ist es uns wirklich bewusst, was es im alltäglichen Leben bedeutet, mit einer Einschränkung/Behinderung im Leben umgehen zu müssen? Dieser Frage stellten sich die Lehrerinnen und Lehrer des Louis-Baare-Berufskollegs (LBB) aus Bochum-Wattenscheid im LERNladen des Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung in Aachen. Dieser LERNladen wird vom EUKOBA e. V. betrieben. Den Besuch im LERNladen organisierten Eva Burchardt und Johannes Schmoll im Rahmen des Kollegiumsausflugs des LBBs nach Aachen. Patrick Dohmen vom o. g. Verein führte das Kollegium kurzweilig und sehr berührend durch den LERNladen. Der LERNladen wirkt wie ein „Tante Emma Laden“ mit einer Vielzahl von Produkten, die fachmännisch, idealtypisch und sehr vielsagend platziert wurden. Schülerinnen und Schüler erfahren hier, wie man Kunden mit Beeinträchtigung optimal bedient. Die angehenden Einzelhandelskaufleute erhalten Hilfestellungen für die Kommunikation mit dem Kunden ohne Vorurteile und Hemmungen. Was hat das Kollegium im LERNladen selbst erfahren? Mit Hilfe von Brillen wurden diverse Sehbehinderungen wie der „graue Star“ oder „Retinopathia Pigmentosa“ simuliert. In einem Rollenspiel kaufte ein Kollegin als „blinde Person“ im LERNladen ein. Zunächst wurde sie bei dem Einkauf von einer persönlichen Assistentin begleitet, anschließend ging sie alleine in den Laden und war auf die Unterstützung des Verkäufers angewiesen. Die Kollegin stellte fest, dass sie sich dabei hilflos, ausgeliefert sowie bevormundet fühlte. Bei einem weiteren Rollenspiel sollten drei Kolleginnen fünf Produkte im LERNladen erwerben. Sie erhielten eine Einkaufsliste, die mit arabischen Schriftzeichen erstellt worden war. Die Kolleginnen konnten die Produkte nicht finden und waren darüber irritiert. Diese Übung soll dafür sensibilisieren, dass die Kundschaft ggf. nicht über die Sprach-/Schriftkenntnisse verfügt, um einen Einkauf eigenständig zu erledigen. Zudem wurden Besonderheiten von Autismus erläutert. An einem Beispiel mit Masken wurde Gesichtsblindheit (Emotionen in Gestik und Mimik werden nicht erkannt) simuliert. Abschließend führte Herr Dohmen aus, dass in Großbritannien, den USA und den Niederlande mit einer großen Selbstverständlichkeit bewusstseinsbildende Maßnahmen für Menschen mit Behinderungen durchgeführt werden und die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen aus jenem Selbstverständnis heraus im Alltäglichen Berücksichtigung finden. Der EUKOBA e. V. bildet zertifizierte Einzelhandelsberater aus.

Elke Seesing, Luitgard Hendrix
Lehrerinnen am LBB